Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine weit verbreitete Erkrankung. Zu den Symptomen zählen unter anderem Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung.
Schätzungsweise 5–20 % der Menschen in unseren Breitengraden leidet am Reizdarmsyndrom. Je nach Art und Auslöser der Symptome gibt es verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen.
Probiotika können Teil der Behandlungsstrategie sein: Bei manchen Menschen lindern sie die Symptome des Reizdarmsyndroms - dies wird durch wissenschaftliche Untersuchungen zu verschiedenen Probiotika-Stämmen untermauert.
Lies weiter, um zu erfahren, welche Probiotika bei welchen Reizdarm-Arten eingesetzt werden, wie schnell sich Beschwerden dann bessern können und welche anderen Strategien empfehlenswert sind.
Wie helfen Probiotika bei Reizdarm?
Probiotische Nahrungsergänzungsmittel gibt es in vielen Formen, beispielsweise als Pulver, Flüssigkeiten und Kapseln. Sie enthalten lebende Bakterien oder andere Mikroorganismen, die dein Wohlbefinden verbessern können.
Probiotika können auf verschiedene Weise ihre Effekte entfalten: Sie konkurrieren mit Krankheitserregern um den Platz im Darm und erschweren schädlichen Mikroorganismen das Wachstum. Das ist gut, denn es verschiebt das Gleichgewicht zugunsten der nützlichen Darmbakterien, die für deine Gesundheit wichtig sind.
Außerdem können Probiotika nützliche Verbindungen wie kurzkettige Fettsäuren freisetzen.
Eine breit gefächerte Darmflora unterstützt dein Immunsystem und deine Verdauung. Diese Vielfalt im Darm spielt wahrscheinlich auch eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Unterstützung anderer Organe in deinem Körper.
Interessante Zusammenhänge - insbesondere, wenn du an einem Reizdarmsyndrom leidest. Bis heute weiß zwar niemand genau, was diese Erkrankung verursacht - etliche Untersuchungen lassen aber Zusammenhänge mit einem unausgeglichenen Darmmikrobiom vermuten.
Der Begriff Darmmikrobiom meint die Gesamtheit der Mikroorganismen in deinem Darm. Die Einnahme von Probiotika kann dazu beitragen, die Anwesenheit nützlicher Mikroorganismen zu fördern und das mikrobiotische Gleichgewicht im Darm wiederherzustellen.
Zahlreiche Studien zeigen, dass Probiotika die Symptome des Reizdarmsyndroms lindern können. Auch Gesundheitsbehörden haben dies zur Kenntnis genommen: Sowohl der National Health Service NHS als auch das National Institute for Health and Care Excellence bestätigen, dass Probiotika bei Reizdarmsyndrom hilfreich sein können. Im Folgenden erfährst du mehr zu den Details.
Welche Probiotika sind bei Reizdarm geeignet?
Bevor wir auf die einzelnen Reizdarm Symptome eingehen, wollen wir die Forschungsergebnisse zu Probiotika bei Reizdarm im Allgemeinen betrachten.
In einigen Studien sollten die Reizdarm-Betroffene angeben, ob sie sich nach der Einnahme eines Probiotikums insgesamt besser fühlten - und es gibt Hinweise darauf, dass Probiotika bei sogenannten „globalen Symptomen“ helfen können.
Eine systematische Überprüfung und Metaanalyse von 20 klinischen Studien mit über 3.000 Reizdarm-Betroffenen aus dem Jahr 2024 ergab, dass fast die Hälfte derer, die Probiotika einnahmen, von einer Verbesserung ihrer Symptome berichteten.
Zwar berichteten auch etwa 500 Teilnehmende, die ein Placebo einnahmen, von einer Besserung - bei denjenigen, die Probiotika einnahmen, war die Verbesserungsrate jedoch deutlich höher.
In den meisten der überprüften Studien wurden Stämme der Bakterien Lactobacillus und Bifidobacterium untersucht. In einigen Studien wurden auch andere Mikroorganismen wie Hefen untersucht, darunter Saccharomyces boulardii und Saccharomyces cerevisiae.
In derselben Analyse wurde eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität festgestellt, wenn Menschen mit Reizdarmsyndrom Probiotika einnahmen. Eine weitere aktuelle Metaanalyse von 35 Studien bestätigt diese Ergebnisse.
Probiotika und spezifische Reizdarmsymptome
Neben den allgemeinen Beschwerden und der Lebensqualität untersuchten einige der überprüften Studien auch die Auswirkungen von Probiotika auf spezifische Reizdarmsymptome, wie Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall.
Bauchschmerzen
Bauchschmerzen sind das häufigste Symptom des Reizdarmsyndroms und können bei allen Reizdarm-Formen auftreten. Manche Reizdarm Betroffene leiden auch unter Krämpfen.
Eine umfassende Überprüfung von 42 klinischen Studien ergab, dass vier spezifische Probiotika Bauchschmerzen lindern können. Diese Probiotika waren Stämme von:
- Bifidobacterium coagulans
- Lactobacillus plantarum
- Saccharomyces boulardii
- Saccharomyces cerevisiae
Blähungen
Die meisten Studien zu Probiotika bei Blähungen beziehen sich auf Menschen mit Reizdarmsyndrom. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Belege dafür, dass Probiotika hier helfen können:
Bei einer Überprüfung von 70 Studien wurde festgestellt, dass eine Reihe von Probiotika Blähungen bei Reizdarm linderten.
Dazu gehören mehrere Stämme von Bifidobacterium und Lactobacillus sowie andere Mikroorganismen wie:
Propionibacterium freudenreichii, Streptococcus thermophilus, Escherichia coli, Saccharomyces cerevisiae.
Auch neuere Studienübersichten kamen zu ähnlichen Ergebnissen.
Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel zum Thema Probiotika gegen Blähungen.
Verstopfung
Natürlich kann jeder mal unter Verstopfung leiden. Bei Menschen mit Reizdarmsyndrom-O (RDS-O) ist sie jedoch das auffälligste Symptom. Das O steht dabei für Obstipation, den Fachbegriff für Verstopfung. Medizinisch wird diese Reizdarm-Form auch als verstopfungsdominantes Reizdarmsyndrom bezeichnet.
Bei einer Überprüfung von 10 Studien stellten Forschende bei Reizdarm Betroffenen signifikante Verbesserungen der Stuhlkonsistenz fest: Diejenigen, die Probiotika einnahmen, hatten weicheren Stuhl.
Dies wurde in einer weiteren Überprüfung von 17 Studien bestätigt. Zusätzlich zur Verbesserung der Stuhlkonsistenz stellten die Forschenden hier auch fest, dass Menschen mit Reizdarm, die Probiotika einnahmen, häufiger Stuhlgang hatten.
Beide Überprüfungen umfassten Studien mit verschiedenen Stämmen von:
Bifidobacterium, Lactobacillus, Streptococcus thermophilus, Escherichia coli, Saccharomyces cerevisiae.
Weitere Informationen zum Reizdarmsyndrom-O finden Sie in diesem Artikel .
Durchfall
Es gibt auch Hinweise darauf, dass Probiotika bei Durchfall als Symptom des Reizdarmsyndroms helfen können, dies ist wissenschaftlich allerdings weniger untersucht.
Dennoch besagen manche internationale internationale Empfehlungen, dass die Einnahme von Probiotika bei RDS-D - einem Reizdarm mit dominanten Durchfall Symptomen - sinnvoll sein kann.
Die meisten Untersuchungen hierzu erfolgten mit Bifidobacterium und Lactobacillus, so wie Studien zu anderen Reizdarm Symptomen.
Es sind aber noch weitere Studien nötig, um sicher sagen zu können, ob bestimmte Probiotika zur Linderung von Reizdarm mit Durchfall beitragen können.
Wie lange dauert es, bis Probiotika bei Reizdarm helfen?
Wenn du zum ersten Mal ein Probiotikum einnimmst, kann es eine Weile dauern, bis sich dein Körper an die neuen Mikroorganismen gewöhnt.
Medizinische Leitlinien legen nahe, dass Menschen mit Reizdarm, die Probiotika ausprobieren möchten, dies mindestens 4 bis 12 Wochen lang in der vom Hersteller empfohlenen Dosierung tun sollten.
Dabei kann es hilfreich sein, über deine Symptome und die eingenommenen Probiotika Tagebuch zu führen: So behältst du etwaige Veränderungen im Blick.
Leider gibt es kein Probiotikum, das jedem Menschen mit Reizdarmsyndrom helfen kann. Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, darunter die individuelle Darmflora, die Art des Reizdarmsyndroms, die jeweiligen Symptome und das probiotische Nahrungsergänzungsmittel, das ausprobiert wird.
Wie wir oben gesehen haben, gibt es jedoch zahlreiche Belege dafür, dass Probiotika vielen Menschen mit Reizdarm helfen können. Sollten sich deine Beschwerden nach dem Ausprobieren eines Probiotikums nicht bessern, kannst du ein anderes Probiotikum ausprobieren.
Können Probiotika unerwünschte Effekte haben?
Vielleicht spürst du vorübergehende Effekte wie Blähungen, leichte Krämpfe oder ein Völlegefühl. Diese sollten aber innerhalb weniger Tage oder Wochen von selbst verschwinden, wenn sich dein Darm an das Probiotikum gewöhnt hat.
Der NHS gibt an, dass Probiotika für die meisten Menschen sicher sind und keine unangenehmen Nebeneffekte verursachen.
Wenn allerdings dein Immunsystem geschwächt ist oder du unter einer Grunderkrankung leidest, sprich am besten mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, bevor du ein Probiotikum ausprobierst.
Was kann noch bei Reizdarm helfen?
Neben Probiotika kannst du auch folgende Strategien gegen Reizdarm-Symptome ausprobieren:
- Herausfinden, welche Lebensmittel dir Beschwerden bereiten
- Weniger davon und mehr solche essen, die bei bestimmten RDS-Symptomen helfen können
- Low-FODMAP-Diät oder den sanften FODMAP-Ansatz unter ärztlicher oder ernährungsmedizinischer Aufsicht ausprobieren
- Symptombezogene Medikamente gegen z. B. Magenkrämpfe, Verstopfung und Durchfall einsetzen
- Regelmäßig Bewegung, beispielsweise durch Yoga, Spazierengehen und sanftes Dehnen
- Stressmanagement durch z. B. Atemübungen, Tagebuch schreiben oder Akupunktur
Zusammenfassung
Das Reizdarmsyndrom ist eine häufige Erkrankung. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Hinweise darauf, dass Probiotika bei manchen Menschen bestimmte Symptome des Reizdarmsyndroms lindern können.
Probiotika enthalten lebende Mikroorganismen, die sich positiv auf dein Wohlbefinden auswirken können. Probiotische Nahrungsergänzungsmittel gibt es in vielen Formen - darunter Kapseln, Flüssigkeiten und Pulver.
Es gibt kein Probiotikum, das bei allen Reizdarm-Symptomen helfen kann. Studien zeigen jedoch, dass bestimmte Probiotika bei Menschen mit Reizdarmsyndrom Bauchschmerzen, Blähungen und Verstopfung lindern können.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass Probiotika Durchfall beim Reizdarmsyndrom lindern können - hier besteht jedoch noch Forschungsbedarf.
Studien zeigen aber, dass Reizdarm Betroffene, die Probiotika einnehmen, von einer Verbesserung ihrer Gesamtsymptome und einer höheren Lebensqualität berichten.
Die meisten Studien konzentrierten sich auf Stämme von Bifidobacterium und Lactobacillus . Doch auch andere probiotische Nahrungsergänzungsmittel - darunter solche mit Streptococcus, Escherichia coli und Saccharomyces - können hilfreich sein.
Wenn du Probiotika ausprobieren möchtest, solltest du mindestens einen Monat bei einem bestimmten Produkt bleiben, um zu sehen, ob es deine Symptome lindert.
Weitere Möglichkeiten zur Reizdarm-Behandlung sind eine Ernährungsumstellung, die Einnahme von Medikamenten, regelmäßige körperliche Bewegung und das Üben von Stressbewältigungstechniken.
Um mehr über Probiotika und andere Themen zur Darmgesundheit zu erfahren, besuche Symproves Mikrobiom-Ratgeber.
Quellen
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